Regionale Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung

27.11.2020

Paraguay, online

Ende November veranstaltete die Allianz für Integrität die fünfte Regionale Integritätswoche in Lateinamerika. Aufgrund der anhaltenden Einschränkungen wurde die Veranstaltung ausschließlich online durchgeführt, mit Paraguay als Gastgeberland. Die Regionale Integritätswoche ist eine Erfolgsgeschichte, die bereits im Jahr 2016 begann. Sie umfasst verschiedene Podiumsdiskussionen und Austauschformate mit dem Ziel, Vertreter*innen aus dem öffentlichen und privaten Sektor sowie der Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um gemeinsam Integrität in der Region zu stärken, einen Diskurs über Compliance-Themen anzustoßen und bewährte Praktiken auszutauschen. Zum ersten Mal nahmen in diesem Jahr auch Partner aus Ecuador an der Veranstaltung teil.

Unter der Überschrift „ReactivAcción Colectiva in Lateinamerika – Regionale Zusammenarbeit für eine transparente, integre und nachhaltige Erholung“ wurde die fünfte Regionale Integritätswoche in Lateinamerika eröffnet. Das Eröffnungspanel legte den Schwerpunkt auf die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Pandemie. In den letzten Monaten hat sich Lateinamerika zum Brennpunkt der globalen Krise entwickelt. Neben den gesundheitlichen Risiken hat sich auch die Wirtschaftskrise verschärft, die vor allem die lokale Wirtschaft sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) trifft. An oberster Stelle steht im Moment zweifellos die Eindämmung des Virus und die Rettung von Menschenleben, danach muss der Fokus jedoch auch auf die wirtschaftliche Erholung gelegt werden. Eine nachhaltige Erholung kann nur dann erreicht werden, wenn Integritätsstandards beibehalten oder sogar erhöht werden. Hierfür ist die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure des privaten und öffentlichen Sektors sowie der Zivilgesellschaft unabdingbar. Doch wie können Unternehmen und öffentliche Organisationen motiviert werden, Integritätsstandards nicht zu vernachlässigen? Wie kann Collective Action eingesetzt werden, um eine vollständige, transparente und nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu erreichen? Und wie kann regionale Kooperation dazu beitragen, eine schnelle Erholung zu erzielen? Diese Fragen bildeten den Kern der diesjährigen Regionalen Integritätswoche.

Die regionale Arbeitsgruppe ‚Aliados por la Integridad‘, die Compliance-Expert*innen aus der ganzen Region zusammenbringt, um Wissen über bewährte Praktiken zu teilen sowie unternehmerische Integrität im Ökosystem zu fördern, fungiert als Paradebeispiel für Collective Action. Im Laufe des vergangenen Jahres haben die Mitglieder eine Reihe von Austauschformaten und Publikationen entwickelt, die KMU auf ihrem Weg zu mehr Integrität begleiten. Dazu zählt das Konzept für den Integritätsmarathon, die Infografik zum Thema ‚Integrität in Krisenzeiten‘ und der interaktive Leitfaden ‚Ethische Dilemmata in Krisenzeiten‘.

Der zweite Veranstaltungstag begann mit dem offiziellen Auftakt der Allianz für Integrität in Ecuador. Die globale Initiative ist mittlerweile in 14 Ländern weltweit aktiv, darunter Mexiko, Kolumbien, Chile, Paraguay, Argentinien und Brasilien. In seiner Eröffnungsrede betonte Hubert Mukusch, Leiter für Internationale Zusammenarbeit an der deutschen Botschaft in Quito, wie wichtig es sei, den Privatsektor in den Kampf gegen Korruption einzubinden. „Nur wenn Unternehmen für die negativen Auswirkungen von Korruption sensibilisiert und ihnen praktische Werkzeuge an die Hand gegeben werden, um ihre Compliance-Mechanismen zu verbessern, können wir langfristig ein nachhaltiges Wirtschaftssystem schaffen“, erklärte er. Susanne Friedrich, Leiterin der Allianz für Integrität, und Fiorella Mayaute, Leiterin des bilateralen Programms Ecuador SinCero, das als Implementierungspartner des Projekts im Land fungiert, skizzierten die Geschichte der Initiative und die Zusammenarbeit in Ecuador. „Unternehmerische Integrität wird ein zunehmend wichtiges Thema. Wir müssen Unternehmen in ihren Bemühungen unterstützen, effektive Compliance-Mechanismen zu implementieren, um ein transparentes Geschäftsumfeld zu schaffen. Regionale Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg“, betonte Susanne Friedrich. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Herausforderungen und Chancen für Ecuador in Bezug auf Integrität in einem Kontext wirtschaftlicher Unsicherheit und Reaktivierung“ statt. Im Rahmen der Sitzung gaben Vertreter*innen aus dem Land einen Überblick über die regionale Perspektive, einen Ausblick auf geplante Aktivitäten und förderten den Austausch von lokalen, regionalen und sektorübergreifenden Erfahrungen zwischen den Teilnehmenden.

Der zweite Veranstaltungstag schloss mit dem regionalen Trainertreffen. Trainer*innen des DEPE (De Empresas Para Empresas – von Unternehmen für Unternehmen) Korruptionspräventionstrainings kamen zusammen, um Erfahrungen und bewährte Praktiken zur Verbesserung des neu angepassten digitalen Trainingsformats auszutauschen. Um in Zahlen zu sprechen, haben bereits neun digitale Trainings in sechs verschiedenen Ländern Lateinamerikas stattgefunden. Drei davon konzentrierten sich auf bestimmte Wirtschaftssektoren, was den Teilnehmenden einen tieferen Zugang und ein besseres Verständnis der Korruptionsrisiken ermöglichte. Nach einer offenen Diskussionsrunde wurden die Trainer*innen für das digitale Format geschult. Carolina Ortega, Spezialistin für digitale Lernformate, erklärte, dass das Trainingsmaterial an das digitale Format angepasst werden müsse. „Um die Aufmerksamkeit und Motivation der Teilnehmenden hoch zu halten, ist es ratsam, interaktive und visuelle Inhalte zu wählen“, betonte sie. Die Trainer*innen sollten sich bereits im Vorfeld mit den Teilnehmenden und ihren individuellen Bedürfnissen auseinandersetzen, um das Trainingsmaterial anzupassen. Wichtig ist auch, trotz der räumlichen Distanz ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sich die Teilnehmenden ermutigt fühlen, offen zu kommunizieren und aktiv an der Sitzung zu partizipieren.

Am letzten Veranstaltungstag lag der Schwerpunkt auf den Themen „Gender und Integrität“ sowie „Collective Action“, beide im Hinblick auf die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie. Das erste Panel gab einen Überblick über die von der Allianz für Integrität geförderten Gender-Aktivitäten im Jahr 2020, die auch im kommenden Jahr ganz oben auf der Agenda stehen werden.
Gemeinsam mit ihren Partnern organisierte die Allianz für Integrität in den vergangenen Monaten mehrere Austauschformate, um den Nexus zwischen Gender und Korruption, insbesondere im Privatsektor, zu ergründen. In Kolumbien und Mexiko fand beispielsweise der Integrity Coffee statt, der einen informellen und geschützten Rahmen für Unternehmerinnen bietet, um korruptionsbezogene Herausforderungen offen zu diskutieren und mögliche Lösungen zu erarbeiten. Darüber hinaus führte die Initiative die virtuelle Dialogserie zu Gender und Integrität in Lateinamerika durch. In drei Online-Sitzungen diskutierten internationale Expert*innen geschlechtsspezifische Auswirkungen einiger Arten von Korruption, wie z. B. Sextortion, sowie die Rolle der Compliance-Abteilung in Bezug auf die Gender-Strategie im Unternehmen.

Zum Abschluss der Regionalen Integritätswoche in Lateinamerika beleuchtete das letzte Panel die Wirksamkeit von Collective Action im Kampf gegen Korruption. Expert*innen aus verschiedenen Sektoren diskutierten, welche Art von Anti-Korruptions-Allianzen im Kontext der Pandemie in Paraguay und der Region entstanden sind, welchen Herausforderungen sich Organisationen beim Aufbau von Collective-Action-Initiativen stellen müssen und wie Allianzen genutzt werden können, um Integrität und Transparenz im Wirtschaftssystem zu fördern. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier.

In ihrer Abschlussrede hob Susanne Friedrich die großartige Arbeit hervor, die Paraguay als diesjähriges Gastgeberland geleistet hat und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Tim Pieper, Geschäftsführer der AHK Paraguay, übergab den Staffelstab an Kolumbien, das die Regionale Integritätswoche 2021 ausrichten wird.

Autorin: Gabriela Faria

 

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