Sektorspezifische Korruptionspräventionstrainings für den Gesundheits- und Agrarsektor in Brasilien

19.05.2021

Brasilien, online

Advisory Group Brazil paves the way for a sustainable future of the initiative

Ein Eckpfeiler der Allianz für Integrität ist das DEPE (De Empresas para Empresas - Von Unternehmen für Unternehmen) Korruptionspräventionstraining. Gemeinsam mit mehr als 250 engagierten Trainer*innen aus aller Welt unterstützt die Initiative kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Entwicklung und Umsetzung effektiver Compliance-Mechanismen. Die Teilnehmenden erhalten praktische Werkzeuge, um korruptionsbezogene Herausforderungen anzugehen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das Trainingsprogramm zeichnet sich durch einen sehr praxisnahen Ansatz aus und richtet sich an KMU mit wenig oder keiner Erfahrung in der Bekämpfung von Korruption.

Als Reaktion auf die globale Pandemie und die damit verbundenen Restriktionen wurde das Trainingsprogramm in den letzten Monaten digitalisiert und in verschiedenen Regionen, in denen die Allianz für Integrität aktiv ist, erfolgreich erprobt. Basierend auf dem Feedback der Teilnehmenden wird das Programm kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Derzeit deckt es zehn verschiedene Sektoren und ihre jeweiligen Zielgruppen ab, darunter das Gesundheitswesen, Landwirtschaft und staatliche Unternehmen. Auf diese Weise hat die Initiative bereits mehr als 3.000 Unternehmensvertreter*innen auf ihrer persönlichen Integritätsreise unterstützt.

In Brasilien wurde das Trainingsprogramm speziell an die Bedürfnisse von Unternehmen aus dem Agrar- und Gesundheitssektor angepasst und in Zusammenarbeit mit nationalen Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor umgesetzt.

Bei der Anpassung für den Landwirtschafts- und Viehzuchtsektor arbeitet die Allianz für Integrität eng mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (MAPA) sowie der Organisation brasilianischer Genossenschaften (OCB) zusammen, um Unternehmen bei der Stärkung ihrer Compliance-Standards zu unterstützen. Die Zusammenarbeit ist Teil der von MAPA geförderten Anreizpolitik. Als Ausgangspunkt hat das Ministerium das Agro+Integrity-Siegel ins Leben gerufen, das sich an Unternehmen und Genossenschaften richtet, die im Agrarsektor tätig sind. Das Siegel zielt darauf ab, Maßnahmen anzuerkennen und zu belohnen, die gute Integritätspraktiken, Ethik, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung fördern. Das gemeinsame Projekt wird auch von der Organisation der Genossenschaften von Paraná (OCEPAR) unterstützt, die sich speziell an landwirtschaftliche Genossenschaften im Bundesstaat Paraná wendet.

Das sektorale DEPE-Training für den Agrarsektor wurde im September 2020 erstmals in Brasilien pilotiert. Fünfzehn Genossenschaften nahmen an dem vierteiligen Trainingsprogramm teil, um von erfahrenen Compliance-Expert*innen zu lernen, wie sie effektive Compliance-Maßnahmen umsetzen können. In den vier Sitzungen ging es um die Kernfragen: Welche Arten von Korruption gibt es im Agrarsektor? Wie können KMU inoffiziellen Anfragen begegnen? Und was ist bei der Umsetzung eines Compliance-Management-Systems zu beachten?

Geleitet wurde das Training von Denise Iwakura, Compliance- Beauftragte bei SAP, Roberta Codignoto, Partnerin bei Pró Integridade, Maria Victoria Perottino, Leitende Auditorin bei Unimed-BH, und Michelle Khairalla, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht bei DHL. Die vier DEPE-Trainerinnen legten besonderen Wert auf das Teilen bewährter Praktiken und praktische Lösungen, welche die Teilnehmenden in ihrem Arbeitsalltag anwenden können. Das vermittelte Wissen wird ihnen helfen, ihre Compliance-Mechanismen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Nach Abschluss aller vier Module zog Roberta Codignoto ein positives Resümee: „Für mich als Trainerin ist der Austausch mit den teilnehmenden KMU besonders wertvoll, da sie eine neue Perspektive auf das Thema eröffnen. Ich freue mich, meine Erfahrungen zu teilen und ihnen zu helfen, ihre Geschäftsprozesse weiter zu verbessern.“

Bestärkt durch die positive Resonanz, fand im November 2020 das zweite sektor-spezifische DEPE-Training in Brasilien statt. Gemeinsam mit dem leitenden Rechnungsprüfer des Bundesstaates Pernambuco und nationalen Compliance-Expert*innen wurde das Trainingsprogramm an die spezifischen Bedürfnisse von Unternehmen aus dem Gesundheitssektor angepasst. Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie steht der Sektor derzeit unter besonderer Beobachtung. Die Notwendigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen und begrenzte Ressourcen, wie beispielsweise Persönliche Schutzausrüstung (PSA), Atemschutzgeräte und Impfstoffe, angemessen zu verteilen, machen den Sektor anfällig für Korruption. Um die Gesundheit von Patient*innen und Personal zu gewährleisten, sind hohe Compliance-Standards und effektive Maßnahmen zur Korruptionsprävention besonders wichtig.

Dreizehn Unternehmen, die im brasilianischen Gesundheitssektor tätig sind, nahmen an dem Trainingsprogramm teil, das von Claudia Valente, Compliance & Risiko-Managerin bei Inova Saúde, Sandro Onofre, leitender Compliance-Beauftragter bei Mercedes Benz, Matheus Leonel, Leiter der Compliance-Abteilung Brasilien bei Brookfield, und Marcia Muniz, Leiterin der Rechtsabteilung bei Cisco, geleitet wurde. Anhand von praktischen Fallbeispielen und internationalen Best Practices lernten die Teilnehmenden, wie sie ihre Integritätsstandards schrittweise steigern können. Wichtige Meilensteine auf diesem Weg sind die regelmäßige Durchführung einer Risikobewertung, zum Beispiel mit Hilfe der TheIntegrityApp, die Umsetzung eines effektiven Compliance-Management-Systems sowie das Verständnis, wie sie sich in Dilemma-Situationen korrekt verhalten sollten. Auch nach erfolgreichem Abschluss des Trainings können die Teilnehmenden auf die Unterstützung der Trainer*innen zählen. Offene Fragen können beim Support Desk der Allianz für Integrität eingereicht werden und werden innerhalb von 72 Stunden beantwortet. So wird sichergestellt, dass die Trainings eine langfristige Wirkung erzielen und teilnehmende Unternehmen nachhaltig auf ihrem Integritätsweg begleitet werden.

Urbano Vicente, Vertreter des Hospital do Tricentenario und Teilnehmer des Trainingsprogramms, fasste eine der wichtigsten Erkenntnisse zusammen: „Anreize können helfen, eine Integritätskultur zu fördern. Daneben sind Sanktionen notwendig, um Unternehmen daran zu erinnern, auch die beruflichen und persönlichen Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken.“

Die offenen Diskussionsrunden in beiden Trainings brachten wertvolle Erkenntnisse und ermöglichten es den Teilnehmenden, vom Wissen der Trainer*innen zu profitieren und sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Korruption ist weder ein Problem, das einzelne Akteure alleine lösen können, noch ist es ein Problem, das nur bestimmte Bereiche betrifft. In diesem Sinne wurden die Teilnehmenden ermutigt, sich weiterhin mit anderen im Kampf gegen Korruption zusammenzuschließen.

Das positive Feedback aus beiden Trainings machte deutlich, dass es notwendig ist, das Trainingsprogramm an die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen Sektoren und Zielgruppen anzupassen, um eine größere Wirkung zu erzielen. Die Allianz für Integrität wird daher den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen. Für 2021 sind bereits weitere sektorspezifische DEPE-Trainings geplant, zum Beispiel für Unternehmerinnen, den Bausektor, Start-ups sowie eine Integritätsreise im Agrar- und Viehzuchtsektor Brasiliens. Alle kommenden Aktivitäten und den Link zur Anmeldung finden Sie auf der Website der Allianz für Integrität.

Autorin: Gabriela Faria

 

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