Vierte Globale Konferenz der Allianz für Integrität

29.04.2021

Global, online

Bereits zum vierten Mal veranstaltete die Allianz für Integrität eine globale Konferenz, um relevante Akteure aus der Privatwirtschaft, dem öffentlichen Sektor, der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und internationalen Institutionen zusammenzubringen, um aktuelle Compliance-Themen, Herausforderungen und neue Trends auf globaler Ebene zu diskutieren. Aufgrund der anhaltenden Einschränkungen ausgelöst durch die Covid-19-Pandemie wurde die Konferenz erstmals ausschließlich digital abgehalten. Zu den Kernthemen zählten die Förderung von Integrität im postpandemischen Zeitalter, Collective Action, Gender und Korruption, Digitalisierung, Compliance 3.0 sowie einzigartige Trainingsmethoden zur Förderung von Integrität. Insgesamt nahmen mehr als 800 Compliance-Interessierte aus 25 Ländern an der Veranstaltung teil.

Alliance for Integrity´s 4th Global Conference

In den letzten Jahren stand die Förderung von hohen Integritätsstandards sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor ganz oben auf der Agenda. Während strengere gesetzliche Rahmenbedingungen und gestiegene Erwartungen seitens der Bevölkerung diese Entwicklung verstärkt haben, hat die Covid-19-Pandemie gezeigt, dass es noch viele Herausforderungen zu bewältigen gibt. In Krisenzeiten sind viele Akteure – unabhängig vom Sektor, in dem sie agieren – von Unterbrechungen in der Lieferkette, Zeitdruck und notwendigen Notfallmaßnahmen überfordert. Dies erhöht das Risiko von Korruption und den Verlust hart erkämpfter Errungenschaften.

Die Allianz für Integrität fördert daher den Einsatz des wichtigsten Werkzeugs aller Beteiligten: ihre Fähigkeit zusammenzuarbeiten. Collective Action bildet den Eckpfeiler der Allianz für Integrität und das Fundament, auf dem alle Aktivitäten aufbauen. Geteilte Werte und der Wille, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, führen zu starken Partnerschaften und sind Grundvoraussetzung für den Erfolg der Initiative. Um die starke Zusammenarbeit und die Vielfalt zu verdeutlichen, hat die Allianz für Integrität eine Spotify-Playlist für die Globale Konferenz zusammengestellt, die beliebte und inspirierende Lieder aus allen beteiligten Ländern enthält.

In ihrer Eröffnungsrede betonte Susanne Friedrich, Direktorin der Allianz für Integrität, die Bedeutung kollektiven Handelns, insbesondere in Krisenzeiten. „Um Korruption zu verhindern, müssen wir gemeinsam entschlossen handeln. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft: alle müssen der Korruption den Kampf ansagen!“, unterstrich Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, in seinem Grußwort. Beatriz Londoño, Staatssekretärin für Transparenz der Republik Kolumbien, lenkte in ihrer anschließenden Videobotschaft die Aufmerksamkeit auf aktuelle Herausforderungen und rief alle relevanten Akteure zum Handeln auf, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Nach der Eröffnungsrede wurde die Globale Konferenz offiziell mit dem High-Level-Panel zum Thema ‚Sicherstellung, dass die Förderung von Transparenz und Integrität im Mittelpunkt der postpandemischen Welt steht‘ eröffnet. Gemeinsam mit führenden Köpfen aus aller Welt wurde der Status Quo ermittelt und die unmittelbaren Lehren aus der Krise festgehalten. Welche Bedingungen müssen für einen langfristigen Wandel erfüllt sein und welche konkreten Maßnahmen sollten in naher Zukunft umgesetzt werden? „Nicht nur Menschenleben sind der Krise zum Opfer gefallen, sondern auch Integrität, Rechtsstaatlichkeit, fairer Wettbewerb, Rechenschaftssysteme und Menschenrechte“, so Delia Ferreira, Vorsitzende von Transparency International. Aufgrund der veränderten Arbeits- und Lernbedingungen sind besonders Frauen und Kinder von der Krise betroffen. Neben vielen Herausforderungen, ergeben sich aber auch Chancen, die den Fokus auf einen interdisziplinären Ansatz zur Korruptionsbekämpfung lenken. „Korruption ist ein Virus, der sich temporär und lokal verändert; um dem entgegenzuwirken und „richtige“ Entscheidungen zu treffen, müssen Menschenrechte als grundlegender Orientierungsrahmen und Maßstab herangezogen werden“, so Klaus Moosmayer, leitender Ethik, Risiko, und Compliance-Beauftragter bei Novartis. Korruptionsprävention muss immer Hand in Hand mit dem Schutz der Umwelt und der Menschenrechte gehen. Die weltweite Covid-19-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, dass wir Korruption nur global und gemeinsam bekämpfen können.

Die Eröffnungsfeier der Konferenz markierte gleichzeitig den Abschluss der Globalen Integritätskampagne, an der 60 Partner der Allianz für Integrität beteiligt waren. Mit ihrer wichtigen Integritätsbotschaft erreichten sie mehr als 2,4 Millionen Menschen weltweit. Das während der Konferenz erstmals vorgestellte Making-of-Video unterstreicht den bisher einzigartigen Collective-Action-Ansatz der Kampagne. Susanne Friedrich dankte allen Partnern für ihr großes Engagement und ihre Bereitschaft, an neuen Formaten wie der Kampagne mitzuwirken. Die Innovationskraft der Globalen Integritätskampagne wurde auch von der Jury des Deutschen Online-Kommunikationspreises gewürdigt, welche die Kampagne auf die Shortlist in der Kategorie ‚Kurzclips‘ setzte.

Am zweiten Veranstaltungstag wurden in vier parallelen Sitzungen die Themen Collective Action, Gender und Korruption, Digitalisierung und einzigartige Trainingsmethoden zur Förderung von Integrität vertieft. Darüber hinaus fand das globale Trainer-Meeting der Allianz für Integrität statt sowie der Start des Gender-Sounding-Boards.

Collective Action wird von der Weltbank definiert als „ein kollaborativer und nachhaltiger Prozess der Zusammenarbeit zwischen Stakeholdern. Er erhöht die Wirkung und Glaubwürdigkeit individuellen Handelns, bringt gefährdete Einzelakteure in einer Allianz gleichgesinnter Organisationen zusammen und sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Konkurrenten.“ Basierend auf dieser Definition hat die Allianz für Integrität ein mittelfristiges Mentoring-Programm namens ‚Integritätsreise‘ ins Leben gerufen, das speziell auf die Schulung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Compliance-Fragen ausgerichtet ist. In der Nebenveranstaltung zu Collective Action kamen Teilnehmende und Mentor*innen der Integritätsreise zusammen, um ihre Erfahrungen, Herausforderungen und bewährte Praktiken auf dem Weg zu einer ethischer Unternehmenskultur auszutauschen. Gemma Aiolfi, Leiterin der Abteilung Compliance, Corporate Governance und Collective Action am Basel Institute on Governance, moderierte die Veranstaltung und betonte die Notwendigkeit, die Ziele jeder Collective Action klar zu definieren. Ein klar einzugrenzender Handlungsrahmen erleichtert den Prozess der Risikoidentifizierung und die Einführung von Maßnahmen zur Risikominderung. Collective Action ist eine Möglichkeit für Unternehmen, ihre Prozesse anzupassen, um Integrität zu fördern und ihr Engagement zu kommunizieren. „Wir mussten effektive Compliance-Mechanismen nachweisen, um Teil der Lieferkette größerer Unternehmen zu werden. Während der Integritätsreise lernten wir, wie man einen Verhaltenskodex entwickelt, sowie eine umfassende Risikoanalyse durchführt. So konnten wir unsere Punktzahl in der Selbstbewertung der TheIntegrityApp von 4 auf 64 steigern“, berichtete Carolina Butus, Juristin bei Cono Group und ehemalige Teilnehmerin der Integritätsreise. Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, dass Collective Action immer auf Vertrauen und geteilten Werten zwischen allen beteiligten Akteuren fußt sowie kontext- und inhaltsspezifisch sein muss, um effektiv zu sein.

Parallel dazu fand die Nebenveranstaltung zum Thema ‚Einzigartige Trainingsmethoden zur Förderung von Integrität‘ statt. Einen Eckpfeiler der Arbeit der Allianz für Integrität stellt das DEPE (De Empresas para Empresas – Von Unternehmen für Unternehmen) Korruptionspräventionstraining dar. Gemeinsam mit mehr als 250 engagierten Trainer*innen aus aller Welt unterstützt die Initiative KMU bei der Entwicklung und Umsetzung effektiver Compliance-Maßnahmen. Die Teilnehmenden erhalten praktische Werkzeuge, um korruptionsbezogene Probleme zu lösen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das Trainingsprogramm zeichnet sich durch seinen praxisnahen Ansatz und seine Ausrichtung auf KMU mit wenig oder keiner Erfahrung in der Korruptionsbekämpfung aus. Es beinhaltete innovative Methoden und Erfahrungen aus fünf Jahren, in denen das Trainingsprogramm bereits umgesetzt wird, sowie Empfehlungen für KMU, wie sie mit Compliance-Fragen während der Covid-19-Pandemie umgehen können.


„Wenn Unternehmen ihre Kultur ändern wollen, ist ein wichtiger erster Schritt, ihre Mitarbeitenden zu ermutigen, an interaktiven Compliance-Trainings teilzunehmen“, betonte Royani Lim, Geschäftsführerin der Bhumiksara Foundation und DUKU-Trainerin in Indonesien. Trainings sind ein wesentlicher Bestandteil des Aufbaus von Compliance-Kapazitäten im Unternehmen. Nach dem Ende des Trainings ist es jedoch entscheidend, den Austausch mit gleichgesinnten Unternehmen fortzuführen, um ein starkes Netzwerk aufzubauen und sich gegenseitig zu unterstützen. Damit die Trainings auch tatsächlich etwas bewirken, empfahl Mariano Gojman, Compliance-Beauftragter bei Siemens Chile, einen allzu akademischen Ansatz zu vermeiden, und stattdessen lieber praktische Fallbeispiele vorzustellen und die Teilnehmenden in einen offenen Dialog einzubinden.

Im Anschluss an die Nebenveranstaltung folgte das globale Trainer-Meeting, bei dem Trainer*innen aus allen Ländern, in denen die Allianz für Integrität aktiv ist, zusammenkamen, um gemeinsame Herausforderungen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Trainingsmethodik zu diskutieren. Das Treffen bot zudem die Möglichkeit, sich zu vernetzen und so die regionale und überregionale Zusammenarbeit zu stärken. Als Reaktion auf die anhaltende Pandemie wurde das Trainingsprogramm im Jahr 2020 digitalisiert. Um die Trainer*innen auf veränderte Bedingungen und mögliche Fallstricke vorzubereiten, erhielten sie eine Schulung zum Thema digitale Kommunikation und Moderation. Der Einsatz dieser Instrumente wird für zukünftige Aktivitäten äußerst wertvoll sein, um die Effektivität von digitalen Trainings zu steigern.

Zeitgleich fand das erste Treffen des neu einberufenen Gender-Sounding-Boards der Allianz für Integrität statt, das darauf abzielt, einen konkreten Handlungsplan und die nächsten Schritte zur Förderung von Geschlechtergleichheit zu definieren. Die Kernaufgabe des Sounding-Boards ist es, sich mit strategischen Akteuren zusammenzuschließen, die sich mit dem Nexus zwischen Gender und Korruption beschäftigen. Auf diese Weise sollen konkrete Strategien entwickelt werden, die Unternehmen dabei helfen, eine Gender-Perspektive in all ihre Compliance-Bemühungen einzubeziehen. Für 2021 sind drei Treffen des Sounding-Boards geplant, um die vorhandenen Erkenntnisse weiter zu systematisieren und dafür zu sorgen, dass die auf dem Gebiet tätigen Akteure ihre Strategien aufeinander abstimmen und sich gegenseitig ergänzen.

Die im Gender-Sounding-Board besprochenen Aspekte wurden in der anschließenden Diskussion zum Thema ‚Gender und Korruption – den ersten Schritt machen‘ vertieft. Teilnehmer*innen und Mentor*innen der verschiedenen genderspezifischen Formate, welche die Allianz für Integrität in den letzten Monaten entwickelt und erfolgreich pilotiert hat, tauschten ihre Erfahrungen aus und entwickelten gemeinsam Ansätze, wie Frauen in der Wirtschaft weiter unterstützt werden können. „Um die Bemühungen von Frauen im Compliance-Bereich aus der ganzen Welt zu vereinen, ist es entscheidend, die bereits vorhandenen Informationen und Zusammenschlüsse zu nutzen und sie mit unserem eigenen Wissen und Erfahrungen anzureichern“, schlug Dalma Parisi, Leiterin der Compliance-Abteilung Südamerika (ohne Brasilien) bei Siemens, vor. Die Diskussionsteilnehmer*innen waren sich einig, dass die Einbeziehung einer Gender-Perspektive bei der Ausgestaltung von Compliance-Richtlinien ein Kernanliegen jeder Unternehmensstrategie sein sollte. Es ist daher wichtig, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und sicherzustellen, dass es in den Unternehmen Priorität hat.

Die letzte Nebenveranstaltung fokussierte sich auf das Thema ‚Digitalisierung und Compliance – der Weg nach vorne‘. Digitalisierung ist bereits seit Anfang des Jahrhunderts Treiber wirtschaftlichen Fortschritts. Doch im letzten Jahr erhielt die digitale Entwicklung durch die Pandemie und damit einhergehender Einschränkungen einen zusätzlichen Schub, da sich die Welt in kürzester Zeit beruflich und privat auf eine neue Normalität einstellen musste. Auch auf Compliance-Prozesse wirkt sich der fortschreitende Digitalisierungstrend aus. Er erfordert die Anpassung bestehender Compliance-Management-Systeme an neue Rahmenbedingungen und den vermehrten Einsatz neuer Technologien. Die Podiumsdiskussion skizzierte die Rolle von Digitalisierung im Compliance-Bereich, die Bedürfnisse und Lücken des Marktes sowie Möglichkeiten, diese zu bedienen. „Digitale Lösungen können helfen, neue Märkte zu erschließen und die physische Distanz zwischen Partnern zu verringern“, so Dr. Rainer Markfort, Partner bei Dentons und Mitglied des Sounding-Boards-Digitalisierung der Allianz für Integrität. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war der Launch der neuen Risikobewertungsfunktion und der französischen Sprachversion der TheIntegrityApp.

Der dritte und letzte Konferenztag begann mit der Multi-Stakeholder-Podiumsdiskussion zum Thema ‚Compliance 3.0: Schnellere wirtschaftliche Erholung durch Integrität‘. Neben allen Veränderungen, welche die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) mit sich bringt, gibt es auch bemerkenswerte Auswirkungen auf die Rolle von Compliance-Beauftragten und die Compliance-Funktion selbst. Datenschutz, Sicherheit, Notfallplanung, Auslagerung und Risikomanagement sind nicht mehr nur gute Praktiken, sondern gesetzliche Anforderungen. Es besteht kein Zweifel, dass die Covid-19-Pandemie die Compliance-Rollen, wie wir sie bisher kannten, stark verändert hat. Dies erfordert schnelle Anpassungen und innovative Ansätze. Fachleute, die das Geschäftswachstum aufrechterhalten oder sogar steigern wollen, müssen einen Ansatz wählen, der den Compliance-Anforderungen von heute und morgen gerecht wird. In diesem Zusammenhang betonte Obu Narteh Amoah, Leiter der Abteilung Compliance und Risiko bei Contracta Construction UK Limited Ghana, dass ein effektives Compliance-Management-System die Anforderungen und Bedürfnisse aller internen und externen Stakeholder des Unternehmens berücksichtigt und zusammenführt. Nur durch eine ganzheitliche Sichtweise kann ein effektives System entwickelt werden, das Integrität fördert.

Die Covid-19-Pandemie hat zweifelsohne erhebliche Auswirkungen auf Compliance. Die vierte Globale Konferenz der Allianz für Integrität hat die alten und neuen Herausforderungen im Kampf gegen Korruption in den Blickpunkt gerückt und aufgezeigt, wie einzelne Akteure ihre Kräfte bündeln können, um diese anzugehen. Das Herzstück der Allianz für Integrität ist zweifelsohne ihr globales Trainernetzwerk. Um deren großes Engagement zu würdigen, hat Dr. Tania Rödiger-Vorwerk, Vertreterin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Trainer*innen des Jahres ausgezeichnet.

Die Allianz für Integrität bedankt sich bei allen Trainer*innen, Sprecher*innen und Konferenzteilnehmenden für ihr anhaltendes Engagement und ihre Beiträge zur Schaffung eines nachhaltigen und fairen Geschäftsumfelds auf der ganzen Welt.

Autorin: Anna Sühle


 

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