Behavioural Compliance: Neue ethische Dilemma während der Covid-19-Pandemie

25.02.2021

Indonesien, online

Die ersten beiden Sitzungen der Integrity-Talks-Reihe in Indonesien konzentrierten sich auf zwei Herausforderungen, die durch die Covid-19-Pandemie weiter verstärkt wurden: gefälschte Arzneimittel und der Schutz persönlicher Daten. Dies sind jedoch nicht die einzigen Problemstellungen, mit denen sich Unternehmen und öffentliche Institutionen aktuell konfrontiert sehen. Die durch die Krise entstandene Unsicherheit wirkt sich auch auf Compliance-Fragen aus: Entscheidungen müssen schnell getroffen werden, notwendige Ressourcen fehlen aufgrund von Unterbrechungen in der Lieferkette, ein Großteil der Mitarbeitenden arbeitet von zuhause aus und Compliance-Verfahren müssen digital durchgeführt werden.

Die Abschlussveranstaltung der dreiteiligen Eventreihe stand deshalb unter dem übergeordneten Thema „Behavioural Compliance: Neue ethische Dilemma während der Covid-19-Pandemie“. Um bewährte Praktiken in diesem Bereich zu teilen und von den Erfahrungen anderer zu lernen, organisierte die Allianz für Integrität gemeinsam mit ihren Partnern Indonesia Business Links, Global Compact Netzwerk Indonesien und Transparency International eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen von Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen.

In ihrer Eröffnungsrede betonte Susanne Friedrich, Leiterin der Allianz für Integrität, dass Behavioural Compliance in den letzten Jahren zu einem Kernthema der Initiative geworden sei. Als Beispiel nannte sie den No eXcuses Guide, der die zehn häufigsten Ausreden für korruptes Verhalten auflistet und schlagkräftige Argumente liefert, wie diesen begegnet werden kann. Der Leitfaden wurde bereits an die spezifischen Bedürfnisse von neun Ländern angepasst, in denen die Initiative aktiv ist.

Ferdian Yazid, Programm-Manager von Transparency International und Moderator der Sitzung, warf zu Beginn die Frage nach ethischen Dilemma auf, die in der Krise zunehmen. Ethische Dilemma bezeichnen Situationen, in denen eine schwierige Entscheidung zwischen zwei Handlungsoptionen getroffen werden muss, von denen eine die Übertretung eines moralischen Prinzips beinhaltet. „Ethische Dilemma liegen meist in Grauzonen“, ergänzte Prima Naomi, Vizepräsidentin für Wirtschaftsethik beim indonesischen Global Compact Netzwerk.

Auch das digitale Arbeiten, das viele Unternehmen während der Pandemie gefördert haben, kann zu möglichen Interessenkonflikten zwischen Arbeit und persönlichen Verpflichtungen führen.

Der fehlende persönliche Austausch erhöht zudem das Risiko von Non-Compliance. Um dem entgegenzuwirken, sollten Unternehmen in einen kontinuierlichen Dialog mit ihren Mitarbeitenden treten, um Vertrauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. „Vertrauen ist der Schlüssel bei der Umsetzung der Home-Office-Regelungen, da sich die Kontrolle der Mitarbeitenden verschiebt - von der Überwachung der Arbeitszeiten hin zur Sicherstellung, dass Aufgaben termingerecht erledigt werden“, betonte Hasinah Jusuf, Direktorin für Recht und Compliance bei Allianz Indonesia. Als bewährte Praktik schlug sie regelmäßige informelle Treffen vor, die dazu beitragen, die Gesundheit der Mitarbeitenden im Auge zu behalten und einen sicheren Arbeitsplatz für alle Beteiligten zu schaffen.

Darüber hinaus spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. Um den Herausforderungen der Krise zu begegnen, kann die Vermittlung von Unternehmenswerten, wie beispielsweise Befähigung der Mitarbeitenden, Vertrauen, Agilität, Integrität und Flexibilität, die Einhaltung von Vorschriften und das Verantwortungsbewusstsein auf individueller Ebene fördern. Virtuelle Schulungen, bewusstseinsbildende Maßnahmen und digitale Kommunikationsmittel sind in diesem Zusammenhang besonders geeignet. Compliance-Bemühungen sollten jedoch nicht nur aus einer Top-down-Perspektive heraus umgesetzt werden, sondern müssen vor allem von den Mitarbeitenden selbst getragen werden. Als Orientierungshilfe in Dilemma-Situationen können die Mitarbeitenden auf den Verhaltenskodex des Unternehmens zurückgreifen. Auch wenn dieser oft sehr allgemein und breit gefächerte Themen reguliert, kann er auch in konkreten Krisensituationen eine Orientierungshilfe bieten. Die Einführung eines umfassenden und flexiblen Verhaltenskodex ist daher unerlässlich.

Die Integrity-Talks-Reihe wurde von Teilnehmenden aus allen Bereichen gut angenommen. Zum Abschluss der dreiteiligen Veranstaltungsreihe betonte Jeffrey Cheung, Vorsitzender der Advisory Group Indonesien, dass sich die Initiative weiterhin für unternehmerische Integrität einsetzen wird. Alle kommenden Veranstaltungen in Indonesien und der Welt finden Sie auf unserer Veranstaltungsseite.

Autorin: Alhayyu Shafira Wahyu Putri

 

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