Integritätsmarathon 2020: Compliance und Transparenz sind nicht verhandelbar

04.08.2020

Global, online

Integrity Marathon 2020 Compliance and Transparency are Non Negotiable

Die offizielle Distanz eines Marathons beträgt 42,195km. Einige Ultramarathons sind sogar doppelt oder dreifach so lang. Der erste Integritätsmarathon in der Geschichte der Allianz für Integrität übertraf dies bei weitem. Beginnend in Asien, mit Zwischenstopps in Europa und Afrika, überquerten wir gemeinsam mit über 1.000 Teilnehmenden aus 34 Ländern schließlich die Ziellinie in Lateinamerika nach einer zurückgelegten Distanz von 16.835 km. In sieben interaktiven Sitzungen diskutierten Expert*innen aus dem privaten und öffentlichen Sektor sowie der Zivilgesellschaft relevante Fragestellungen zum übergreifenden Thema „Integritätsherausforderungen für die private Beschaffung in Krisenzeiten“.

Die Thematik gewinnt im öffentlichen Diskurs zunehmend an Bedeutung, da Beschaffungsabteilungen vor der Herausforderung stehen, Kaufentscheidungen unter unvorhersehbaren Bedingungen zu treffen. Unter normalen Umständen haben Unternehmen und Regierungen Prozesse etabliert, die einen fairen und offenen Wettbewerb fördern und Risiken wie die Gefährdung durch Betrug und geheime Absprachen minimieren sollen. Die Unvorhersehbarkeit, Dringlichkeit, gesundheitliche Bedrohung und der Bedarf an neuen Lieferungen während der aktuellen Krise erhöhen jedoch das Korruptionsrisiko und führen zur Nichteinhaltung von Vorschriften. Über einen Zeitraum von fast 24 Stunden gaben die Sprecher*innen der Panels den Staffelstab von Region zu Region weiter und führten den Austausch über praktisches und technisches Know-how im Umgang mit solchen Situationen rund um den Globus.

Der virtuelle Dialog hob eine Reihe von Herausforderungen hervor, denen sich die Regionen im Zusammenhang mit einem sich verändernden Geschäftsumfelds und der Arbeitssituation aufgrund der anhaltenden Covid-19-Bestimmungen gegenübersehen. Dazu zählt ein geringerer Grad an Transparenz, der mit der Arbeit von zuhause aus einhergeht. Ein weiterer wichtiger Punkt, ist der Druck, der durch den sich verändernden Markt auf kleineren Unternehmen in der Lieferkette lastet. Dieser könnte dazu führen, dass Compliance eher als Belastung denn als Instrument für nachhaltiges Wachstum angesehen wird.

Um diesen neuen Herausforderungen zu begegnen, teilten die Sprecher*innen eine Auswahl bewährter Praktiken, wie beispielsweise die Notwendigkeit einer möglichst frühzeitigen Einbeziehung der Compliance-Abteilungen in den Beschaffungsprozess. Darüber hinaus betonten sie die Dringlichkeit, die verfügbaren digitalen Werkzeuge zu nutzen, um Due-Diligence- und Genehmigungsprozesse effizient durchzuführen. Ein Aspekt, den viele der besprochenen Erfahrungen gemeinsam hatten, war die Bedeutung kollektiven Handelns und der Zusammenarbeit zwischen allen am Beschaffungsprozess beteiligten Akteuren. Eine gute Möglichkeit, dies zu gewährleisten, bestehe für Unternehmen darin, ein Lenkungsgremium einzurichten, das sich aus Vertreter*innen aller beteiligten Interessengruppen zusammensetzt. Es ist auch wichtig, kleinere Unternehmen zu unterstützen und sich auf die Stärkung von Partnerschaften zur Entwicklung von Notfall-Beschaffungsprozessen zu konzentrieren, um besser auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein. Die Schlüsselbotschaft in allen Sitzungen war, dass Compliance und Transparenz nicht verhandelbar sind, insbesondere in Krisenzeiten.

Als eines der wichtigsten Instrumente zur Korruptionsbekämpfung und zur Förderung von Integrität wurde Transparenz genannt: Nur wenn die Bevölkerung informiert und aufgeklärt sei, können Regierungen und Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden. Eine weitere zentrale Forderung der Sprecher*innen war die Etablierung ganzheitlicher Due-Diligence-Prozesse, die stets auf dem Vier-Augen-Prinzip basieren und nicht nur die Korruptionsbekämpfung, sondern auch Menschenrechte, Betrug, verbundene Parteien und Finanzanalysen berücksichtigen. In Krisenzeiten müssen Due-Diligence-Prozesse einfacher und flexibler gestaltet werden.

Eine weitere wichtige Erfahrung, die von den Redner*innen rund um den Globus geteilt wurde, war, dass es entscheidend sei potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. Um dieses Wissen zu erlangen, sollten Risikobewertung und -analyse für Unternehmen eine Priorität darstellen. Um Folgemaßnahmen umsetzen zu können, müssen Mitarbeitende ausreichend geschult werden, denn nur so können sie Risiken erkennen und entsprechend handeln. Die Sprecher*innen waren sich auch in dem Punkt einig, dass Compliance und Integrität nicht nur von den Unternehmen selbst durchgesetzt werden müssen, sondern auch in der gesamten Lieferkette und im Wirtschaftssystem. Zusammenarbeit, Kooperation und Informationsaustausch innerhalb und zwischen Unternehmen sind Schlüsselfaktoren bei der Korruptionsbekämpfung.

Einer der Teilnehmenden aus Mexiko erklärte: „Ich glaube, dass der Multiplikatoreffekt dieser Veranstaltung sehr wichtig ist, damit die Botschaften aus dem „echten Leben“ andere erreichen und überzeugen, dass es durchaus möglich ist, ethisch korrekt zu handeln.“ Die Podiumsdiskussion in Brasilien lenkte die Aufmerksamkeit weiter auf die Tatsache, dass Korruptionsbekämpfung im breiteren Kontext diskutiert werden müsse, wie beispielsweise unter Berücksichtigung von Menschenrechten. Die Redner*innen aus Ghana und Nigeria fügten hinzu, dass es wichtig sei, Menschen zu befähigen, über Korruption zu berichten und eine Kultur zu schaffen, die es erlaube, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.

Der Integritätsmarathon stieß weltweit auf positive Resonanz. Eine Teilnehmerin aus Argentinien beschrieb den virtuellen Dialog als eine „beispielhafte Lehrstunde über Compliance und Realität“. Die Teilnehmenden aus Indonesien waren sich einig, dass die besprochenen Themen für ihr Tagesgeschäft äußerst relevant seien und die Informationen klar und hilfreich zusammengefasst wurden. Der Marathon brachte Expert*innen aus der ganzen Welt zusammen und ermöglichte es ihnen, ihr Wissen nicht nur mit Gleichgesinnten, sondern auch mit Zuhörer*innen aus 34 Ländern zu teilen. Auf diese Weise wurde gezeigt, dass Einigkeit, Unterstützung und Zusammenarbeit das Herzstück des weltweiten Kampfes gegen die Korruption bilden, heute sogar mehr denn je. Die wichtigsten Learnings der Diskussionen können hier heruntergeladen werden.

Autorin: Miriam Trinker

 

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